Minderjährige Geflüchtete haben ein Recht auf kindgerechte Betreuung. Missstände wie im Jugendasylzentrum Lilienberg lassen sich verhindern: Schaffen Sie eine tragfähige Basis für die Betreuung geflüchteter Jugendlicher und deren Begleitung in die Selbständigkeit.
In Zentrum Lilienberg, einer Grossunterkunft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete (MNA), wurden im vergangenen Jahr gravierende Missstände festgestellt: Platzmangel wegen Überbelegung, der überladene Arbeitsalltag und zu wenig geschultes Personal verunmöglichen eine kindgerechte Betreuung der knapp 100 Jugendlichen.
Eine vom Regierungsrat in Auftrag gegebene externe Untersuchung hielt unmissverständlich fest: Das Kindeswohl der Jugendlichen ist akut gefährdet. Die Untersuchung zeigte, dass die groben Missstände keine Einzelfälle, sondern Folgen des Unterbringungs- und Betreuungssystems sind. Der laufende MNA-Unterbringungsvertrag läuft Ende Februar 2024 aus. Es ist Zeit für einen Neuanfang: Heute wird die Betreuung und Unterbringung von Kindern ohne Fluchterfahrung vom kantonalen Amt für Jugend- und Berufsberatung (AJB) organisiert, jene von MNAs vom kantonalen Sozialamt. Dieses Parallelsystem ist nicht tragbar. Die Unterbringung von MNAs soll in die Angebotsplanung der Kinder- und Jugendhilfe des AJB aufgenommen werden.
Kinder sind in erster Linie Kinder: Für die Betreuung und die Unterbringung von MNAs sollen gleichwertige Standards gelten wie für Kinder und Jugendliche ohne Fluchterfahrung. Zudem müssen die spezifischen Unterstützungsbedürfnisse minderjähriger Geflüchteter berücksichtigt werden.
Wir sind ein unabhängiges Netzwerk von Politiker:innen und Expert:innen - welche eng mit geflüchteten Jugendlichen zusammenarbeiten - und setzen uns für eine kindgerechte Betreuung von MNAs ein - Betreuung, die echte Integration ermöglicht.
In einem umfassenden öffentlichen Papier stellen wir erprobte Modelle für die Betreuung geflüchteter Jugendlicher und deren Begleitung in die Selbständigkeit vor.
Damit diese erfolgreichen Modelle auch im Kanton Zürich zum Zug kommen, muss das kantonale Betreuungs-, Begleitungs- und Unterbringungssystem geflüchteter Jugendlicher neu organisiert und finanziert werden.
Schluss mit anonymen Grossunterkünften: Im Kanton Zürich sollen mehrere regionale Tageszentren für ca. 40 Jugendliche entstehen. Die Dezentralisierung ermöglicht die Unterbringung in kleinen Wohngruppen von maximal zehn Jugendlichen
Enge Zusammenarbeit mit interessierten Städten, Gemeinden, Zweckverbänden und Fachorganisationen
Regionale Vernetzung mit Berufsbildner:innen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, die sich u.a. in den Tageszentren einbringen können
Konstante, verbindliche und verlässliche Beziehungen mit Bezugspersonen ermöglichen: Jugendliche brauchen stabile Beziehungen, um sich auf ihre Entwicklungs- und Lernaufgaben konzentrieren zu können
Begleitung und Unterstützung bis zur sozialen und wirtschaftlichen Selbständigkeit - über das 18. Lebensjahr hinaus
Eine unabhängige Fachaufsicht, die auf Qualität und Kindeswohl ausgerichtet ist sowie eine unabhängige Begleitgruppe, welche die Unterbringungssituation laufend evaluiert
Unsere Unterstützer:innen
Fana Asefaw
«Die Kinderrechtskonvention gilt für alle Kinder, unabhängig von kulturellem Hintergrund oder Asylstatus. Kinderrechte schützen die psychische Gesundheit von Kindern. So werden sie gesunde Erwachsene.»
Fachärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie
Chantal Galladé
«Kinder sind die schwächsten und verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Sie alle verdienen unabhängig von ihrer Herkunft unseren Schutz.»
Berufsschullehrerin
Rahel Castelli
«Was es braucht: Kleine Wohngruppen und qualifiziertes Fachpersonal für allein geflüchtete Kinder und Jugendliche im Kanton Zürich.»
Sozialarbeiterin, ehem. Mitarbeiterin Lilienberg
Sanija Ameti
«Kindeswohl kennt keine Klassen.»
Co-Präsidentin Operation Libero
Sandra Rumpel
«Die Vernachlässigung der Entwicklungsförderung von (allein) geflüchteten Kindern und Jugendlichen ist keine Option. Wir brauchen einen Richtungswechsel.»
Psychotherapeutin
Verena Mühlethaler
«Viele allein geflüchtete Jugendliche sind traumatisiert. Umso mehr brauchen sie eine verlässliche und unterstützende Betreuung, die ihnen das Gefühl zuhause zu sein gibt.»
Pfarrerin Reformierte Kirche ZH
Rolf Widmer, Sozialarbeiter, Leiter Verein tipiti, ehemals Direktor Asyl-Organisation Kanton ZH; Sandra Rumpel, Psychotherapeutin, Co-Leiterin Verein Family Help; Jana Lynch, Sozialpädagogin, Mentoring+Coaching für junge Geflüchtete; Louise Leibundgut, Projektleiterin Regionale Integrationsfachstelle Aarau, ehemalige Beiständin und Rechtsvertreterin Zentralstelle MNA Mineurs Non Accompagnés; Rahel Castelli, Sozialarbeiterin Flüchtlingsberatung Caritas Aargau, ehemalige Mitarbeiterin MNA-Zentrum Lilienberg; Marianne Bohn, Co-Geschäftsleiterin Stifung Futuri, Sozialarbeiterin FH, Job Coach für minderjährige und erwachsene Geflüchete; Fana Asefaw, Fachärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie, Integrationshelferin für Geflüchtete aus Eritrea, Co-Autorin »In der Schweiz lebende Minderjährige mit Fluchterfahrung«; Battal Kalan, Lehrperson Aufnahmeklasse Asyl, DaZ-Lehrperson; Rebecca Moergen, Dozentin FH, Migrationsexpertin; Joelle Richa, Schulleiterin & Lehrperson; Karin Bründler, Sozialarbeiterin FH; Luca Pergolis, Sozialpädagoge; Thomas Schnyder, Facharzt Kinder- und Jugendpsychiatrie; Kunav Sheik Hassan, Interkulturelle Dolmetscherin; Nina Vladović, Präsidentin Migrationskommission VPOD; Kathrin Stutz, Juristin, ehemals Leiterin Zürcher Beratungsstelle für Asylsuchende; Ron Halbright, Gründer NCBI Schweiz; Martina Kamm, Leitung Interdisziplinäre Plattform Face Migration; Muriel Langenberger, Geschäftsleiterin pro mente sana; Fabienne Omlin, Psychologin; Walter Angst, Gemeinderat Stadt Zürich (AL); Luca Maggi, Gemeinderat Stadt Zürich (Grüne); Leandra Columberg, Kantonsrätin (SP); Anne-Claude Hensch-Frei, Kantonsrätin (AL); Tiba Ponnuthurai, Gemeinderätin Stadt Zürich (SP); Sanija Ameti, Co-Präsidentin Operation Libero; Moritz Bögli, Gemeinderat Stadt Zürich (AL); Ruedi Schneider, Gemeinderat Stadt Zürich (SP); Jasmin Pokerschnig, Kantonsrätin (Grüne); Jeannette Büsser, Kantonsrätin (Grüne); Monika Wicki, Kantonsrätin (SP); Katharina Prelicz-Huber, Nationalrätin (Grüne), Präsidentin VPOD